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Cologne underground

Werkbahnen in Köln – „unter Tage“
Teil B

 

4) U-Bahn-Baustelle Hohenzollenring

 

Im Juni 1985 wurde beim Bau der Kölner U-Bahn zwischen Hohenzollernring und Friesenplatz eine unterirdische Schmalspurbahn in Betrieb gesetzt. Sie sollte den Aushub des späteren Tunnels zu Tage fördern. Die Arbeitsebene lag unter dem Grundwasserspiegel, daher arbeitete man aus Kostengründen dort unter Druckluft. Durch den Überdruck ließ sich der Wasserspiegel in Höhen unterhalb der Baustelle drücken.

Die etwa 500 Meter lange Aushub-Bahn trat am Rudolfplatz ans Tageslicht, nachdem sie eine Druckschleuse passiert hatte. Dort wurde das angelieferte Erdreich über eine automatische Kippanlage abgeladen, mit einem Bagger in Lastkraftwagen gehoben und abtransportiert. Eingesetzt waren Akkumulatoren-Lokomotiven des Herstellers SIG (Schweiz) und Kipper der Firma Mülhäuser. Eigentümer der Fahrzeuge war das Unternehmen „Hochtief“ (Essen). Ende August 1985 war das Ende dieser Baubahn gekommen. Die Fahrzeuge und Schienen wurden auf ein Hochtief-Gelände am Hafen Köln-Niehl transportiert, dort eingelagert (im Januar 1986 noch vorhanden) und dann auf weiteren Baustellen eingesetzt.

Nach vorliegenden Informationen gab es in Köln beim U-Bahn-Bau bereits während der 1960er Jahre in der Komödienstraße eine Schmalspur-Baubahn.

 

Die Daten der Lokomotiven auf der Baustelle Hohenzollernring

HerstellerChassis-NummerBaujahrTypInventar-Nummer HochtiefMotor-Nummer
SIG70 54 211976ETBB 7060714789547 / 9548
SIG70 54 221976ETBB 706238679 

 

Technische Daten (abgelesen von Lok 6238679)

Rad-Durchmesser610 mm
Gewicht (ohne Batterie)5700 kg
Batterie-Gewicht4200 kg
Dienstgewicht9900 kg
Zugkraft (dauernd)800 da N
Zugkraft (Anfahren)2400 da N
V max20 km/h
Motor-TypTA 53
Leistung2 x 26 kW bei 120 V

Hinsichtlich der Spurweite liegen die Angaben „600 mm“ und „670 mm“ vor. Zu Lok 6071478 wurde abweichend ein Gewicht von 5,5 t notiert.
 

Literatur
Jörg Seidel: Werkbahnen & Denkmallokomotiven im Bereich Köln / Bonn. Köln (Drehscheibe) 1986. Seiten 62 f.

 

U-Bahn-Baustelle Koeln, Hohenzollernring

Endlich Frischluft: Hochtief-Lok Nr. 6071478 verlässt mit ihrem Zug am 21.06.1985 die Druckschleuse am Rudolfplatz. (Foto: Joachim Biemann)

 

U-Bahn-Baustelle Koeln, Hohenzollernring: zwei Loks

Oben stehen auf Straßenniveau zwei frisch angelieferte Mühlhäuser-Kipper für den zweiten Zug, rechts hinten Hochtief-Lok Nr. 6238679. Unten in der Baugrube bringt derweil Lok 6071478 Aushub aus dem U-Bahn-Stollen. Links daneben ein Abstellgleis mit mehreren Flachwagen. Der Blick geht in Richtung Friesenplatz. (Foto: Joachim Biemann, 17.07.1985)

 

 

5) U-Bahn-Baustelle Köln-Mülheim

 

Im Januar 1991 wurde im rechtsrheinischen Köln begonnen, eine U-Bahn-Strecke vom Wiener Platz im Stadtteil Mülheim zur Haltestelle Herler Straße in Buchheim zu bauen. Da hierbei dichte Wohnbebauung zu unterqueren war, wurde in Köln erstmalig eine solche U-Bahn-Strecke bergmännisch im Schildvortrieb vorgetrieben und nicht in offener Baugrube erstellt. Lediglich am Wiener Platz, am DB-Bahnhof Mülheim und an der Rampe Elisabeth-Schäfer-Weg gab es Baugruben. Die beiden eingleisigen Tunnelröhren erreichten zusammen eine Länge von rund 2,5 Kilometern.

Der Ausbau erfolgte von Buchheim rheinwärts zum Wiener Platz, dessen Station in herkömmlicher offener Schachtbauweise gebaut wurde. Im Oktober 1992 begann die Montage einer nahezu 40 Meter langen Schildvortriebsmaschine. In Teile zerlegt wurde sie vom Mülheimer Hafen zur Baustelle Elisabeth-Schäfer-Weg gebracht und dort zusammengesetzt. Allein der Bohrkopf wog „schlappe“ 250 Tonnen. Die Maschine grub sich seit dem 04.12.92 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von bis zu 13 Metern täglich in Richtung Bf Mülheim und weiter zum Wiener Platz. Dort kam sie im Juni 1993 an, im August wurde der Schildvortrieb gewendet auf den Rückweg geschickt, um den zweiten Tunnel zurück zum Elisabeth-Schäfer-Weg aufzufahren.

Zum Jahreswechsel 1993/94 konnte der gesamte Tunnel fertiggestellt werden, fast ein Jahr vor Plan.

Im Bereich der Baustelle Elisabeth-Schäfer-Weg wurde eine Tunnelfeldbahn in 750-mm-Spur gebaut. Sie diente dem Transport von Auskleidungsbauteilen und des Personals. Zwei Schöma-Loks waren eingesetzt; die Gleise waren teils fest, teils mit Betongründung verlegt.

Für die vierteiligen Güterzüge standen zweiachsige Flachwagen zur Verfügung, für den Personenverkehr zwei neue Sitzwagen vom Typ „Segment-Car“ (Mühlhäuser 4-1718-2 und 4-1720-1/1992). Gleis-Förderung von Aushubmaterial war nicht geplant.

Die Züge konnten an der Rampe Elisabeth-Schäfer-Weg auf einigen wenigen Metern ins Freie # fahren. Die Straßenbahn durchfuhr die Baustelle, wofür sie in dem Bereich eingleisig mit Signalsicherung umgebaut wurde.

Am DB-Bahnhof Mülheim überwand die Tunnelfeldbahn eine tiefe Grube per Hilfsbrücke und wechselte gleichzeitig auf die andere Seite. Dann setzte der Zug rückwärts in die noch im Bau befindliche Röhre und schob die Waggons mit den Tübbingen bis zur Tunnelbohrmaschine. Sobald der Zug leer war, fuhr er zurück bis zur Grube Mülheim und wartete auf den zweiten, schon beladenen Zug. Dieser setzte sich dann vor den Leerzug und wechselte in die im Bau befindliche Röhre; anschließend konnte der Leerzug durch die schon fertige Röhre zur Tübbing-Beladung fahren.

 

Die Lokomotiven auf der Baustelle Köln-Mülheim

HerstellerFNr.BaujahrBauartSpurTypPSMotor-Nr.
Schöma51211990B-dh750 mmCFL180DCL18577677758
Schöma51221990B-dh750 mmCFL180DCL18577677759

Bemerkungen: beide Loks neu an Somet 45, Soc. de Construction du Metro Toulouse, Toulouse, France; 1991 => Schöma; 1992 (Ankunft: 49. Woche) => ArGe U-Bahnbau Köln-Mülheim, Köln; 1994 => U-Bahnbau München

Der Arbeitsgemeinschaft (ArGe) U-Bahnbau Köln-Mülheim gehörten an: HochTief AG, Philipp Holzmann AG, Bilfinger und Berger Bau AG, Dyckerhoff & Widmann AG, Strabag Bau AG, Wayss & Freytag AG, Wiemer & Trachte.

Der weitere Lebenslauf von Lok Schöma 5121 wird in Drehscheibe Nr. 151 (Mai 2001), Seite 102, so dargestellt (dort mit Foto in Esenshamm): 1994 abgestellt; 1994 => Schöma, Diepholz; 1994 => ArGe U-Bahn München, Linie 1 West, Los 5, Nr. 1 (09.1995 vh); 199x => ArGe Wesertunnel, Esenshamm (06/2000 vh)

Literatur
Umschau (Zeitschrift der Straßenbahn- und U-Bahn-Freunde Köln), diverse Ausgaben

 

Tunnel der U-Bahn-Baustelle Köln-Mülheim

Tunnelblick: Noch ist kaum zu erahnen, dass durch diese Röhre einmal Stadtbahnwagen hindurchrauschen werden. (30.11.1993, Foto: Frank Glaubitz)

 

Schoema 5121 im U-Bahn-Tunnel Köln-Mülheim

Köln-Mülheim von unten: An der Tunnelausfahrt zeigt sich Schöma 5121 am 09.12.1992. (Foto: Frank Glaubitz)

 

Schoema 5121 am Tunnelmund

Ans Tageslicht kam die Untergrund-Baubahn auch: Schöma-Lok 5121 am 30.11.1993. (Foto: Frank Glaubitz)

 

Tunnel 'Renate' mit Schoema 5121

Tübbinge werden hier auf die Baubahn in Köln-Mülheim geladen, also Teile, mit denen der Tunnel „Renate“ ausgekleidet wurde. (Foto am 30.11.1993: Dietmar Stresow)

 

Hier geht es zu „Cologne underground“, Teil A
[Inhalt: Bergwerk unter der Universität --- Kanalreinigungs-Draisine mit Wasser-Antrieb --- Tunnel-Steilstrecke Krages, Köln-Porz]

 

Autoren dieses Beitrags: Joachim Biemann (Text und Fotos), Frank Glaubitz (Fotos, diverse Text-Informationen, Textgrundlage für den Abschnitt „U-Bahn-Baustelle in Köln-Mülheim“) und Dietmar Stresow (Foto)
Online: 26.04.2001
html-Status: 05.06.2010

 

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